Samstag, 13. Oktober 2012

Das Blut kocht in ihren Adern, während sie schreit, während sich ihr Gesicht zu einer wütenden Grimasse verzieht. Alles wird langsam, ruhig. Der Zorn der Masse, die dumpfe, wilde Energie  rollt heran, löscht alles aus, erstickt langsam, friedvoll den Lärm der Sirenen, die Schüsse, die durch die Nacht hallen.
Ihre Augen glitzern gefährlich, mit weit ausgebreiteten Armen und diesem wahnsinnigen Grinsen auf dem Gesicht rennt sie barfuss durch den Kugelhagel. Er sieht sie an und weiß, dass ihr jetzt alles egal ist. Das alles ein Ende findet in dieser Nacht.
Ihre Haut schimmert weiß im blauen Licht der Scheinwerfer, die Polizei versucht die Kontrolle über die Situation wiederherzustellen, aber es ist schon längst zu spät. Sie hat schon längst entschieden. Körper wie Porzellan in einer windstillen Nacht, genauso zerbrechlich, genauso makellos.
Der Boden glänzt feucht. Porzellanmenschen zerplittern an eisernen Kugeln, färben den Boden und die Nacht und die wahnsinniggewordenen Gesichter ihrer Mitstreiter rot.
Der Lärm hat die Nacht taub gemacht.
Der Schrecken hat die Angst besiegt.
Alles hat an Bedeutung verloren, unwirkliche Farben, eine aussichtslose Situation.
Er bleibt zurück weil er leben will und sie rennt weiter, weil sie schon längst verloren ist und als sie die erste Kugel trifft strauchelt sie nur, mit diesem irren Lächeln auf den Lippen, fällt erst beim dritten, liegt da, lächelnd in ihrem eigenem Blut und die Taubheit weicht mit einem Schlag dem Lärmen der Sirenen, der Realität, dem kühlen Entsetzen, der panischen Wirklichkeit, die der Tag mit sich bringt.
Er dreht sich um und geht nach Hause.